Leben und Arbeit/biography
Birger Jesch wurde 1953 in Dresden geboren. Von 1962 bis 1965 besuchte er das Unitäts-Kinderheim der Herrnhuter Brüdergemeine. Er machte eine Lehre als Maler und arbeitete bei der Deutschen Reichsbahn. Seit Beginn der 1970er Jahre machte er seine Erfahrungen in verschiedenen Subkultur-Szenen der DDR (Tramper, Kunden). Ab1979 wurde er ein engagierter Akteur im Mail Art-Netzwerk. Gemeinsam mit den anderen Dresdner Mailartisten Jürgen Gottschalk, Martina und Steffen Giersch, Joachim Stange wurde er von der Staatssicherheit im OV “Feind” erfaßt und “bearbeitet”. 1986 erfolgte sein Umzug nach Thüringen.
Von 1982 an beteiligte sich Birger Jesch auch an autonomen orginalgraphischen Editionen wie “und”, “spinne” und “entwerter/oder”. Seine Arbeitsgebiete wurden: Konkrete Poesie, Aktionskunst und Konzeptkunst. Anlässlich der ersten freien Wahlen in der DDR (März 1990) realisierte er ein Kontaktanzeigenprojekt, das er zehn Jahre später als “Sammlung Anna Blume” öffentlich in Weimar, Waren/Müritz und Berlin zeigte. Danach beschäftigte ihn das Thema Porträt unter Verwendung von Schattenriss und Pochoir. Heute arbeitet er weiterhin in den Feldern Aktions- und Konzeptkunst sowie im angewandten Bereich der Raumgestaltung mit Silhouettengrafik und Musterwalzen. 2007 zeigte er in einer Doppelausstellung mit seinem Mail Art-Partner Jürgen O. Olbrich aus Kassel die umfangreiche Retrospektive PING PONG im ACC Weimar. 2017 folgte die Übersichtsausstellung Korrespondenzen auf Schloss Burgk.
Mail Art Projekte/Mail Art Projects:
- Schießscheiben (1980)
- Please stamp for me (1980-90)
- Collective Collages (1981-92)
- Alles noch beim Alten? (1982)
- Offene Briefe (1982)
- Hommage á Wilhelm Reich (1982)
- The darkside of your moonfaces (1984-87)
- Collective Linolcut (1989)
- Your favorite pornography – Commonpress 100 (1989)
- Gazetta (1995)
- Partisan d´Amour (1995-2000)
- The Blue Room (1997-2000)
- Springfullmoon (1998)
Post Mail Art Projekte/Post Mail Art Projects:
- Communication Breakdown (seit 1997)
- Trikoloren (seit 1999)
- Das neue Künstleralbum (seit 2007)
- Stille Post (2015/16)
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Jesch was born in Dresden, Germany in 1953. From 1962 to 1965 he was at the Unitäts children’s home of the Herrnhuter Brüdergemeine. He became a painter and worked for the German State Railway. Since the 1970s he has been collecting experiences in various sub-cultures in the former GDR (Tramper, Kunden). From 1979 on he has been heavily engaged in the Mail Art network. Together with the Dresden-based mail artists Jürgen Gottschalk, Martina and Steffen Giersch and Joachim Stange he was filed and “arranged” as OV “Feind” (“enemy”) by the “Staatssicherheit” (the secret police of the GDR). In 1986 he moved to Thuringia, Germany.
From 1982 on he participated in autonomous original graphic editions, like “und”, “spinne” and “entwerter/oder”. His workscopes became: concrete poetry, action-, and conceptual art. On the occasion of the first free elections in the former GDR (March 1990), he carried out a lonely hearts ad project, that he made accessable to the public ten years later in the “Collection Anna Blume” in Weimar, Waren/Müritz and Berlin. Since 2003 he has been interested in portraits, using silhouettes and pochoirs.
In 2007 he had an intense retrospective of his conceptual art together with his mail art partner Jürgen O. Olbrich at ACC in Weimar.
Ausgewählte Arbeiten/selected works
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![]() Fotokarte (1992) |
Literatur (Auswahl/literature (selection)
- Jesch, Birger: “Mißbrauch sakraler Räume für staatsfeindliche Zwecke”, In: Winnes, Friedrich/Wohlrab, Lutz (Hg.): Mail Art Szene DDR 1975 – 1990, S. 96–97.
- Hannusch, Heidrun: “Operativer Vorgang ‘Feind’ – Wie die Staatssicherheit die Dresdner Mail Art Gruppe ‘zersetzte'”, In: Winnes, Friedrich/Wohlrab, Lutz (Hg.): Mail Art Szene DDR 1975 – 1990, S. 109–114.
- Wohlrab, Lutz/Jesch, Birger: “‘Feinde gibt es überall…’, Stasi und Mail Art in Dresden”, In: Horch und Guck, Heft 19/1996, S. 58–64.
- Wohlrab, Lutz: “Das Dresdner Mail Art-Gespräch”, In: Horch und Guck, Heft 40/2002, S. 37–40.
- Wohlrab, Lutz: “Knast für eine Postkarte”, – Spiegel Online 2008.
- Jesch, Birger: “Schwarzmarkt oder Wie läuft eigentlich Mail Art?”, In: Wohlrab, Lutz (Hg.): “Robert Rehfeldt – Kunst im Kontakt“, Verlag Lutz Wohlrab Berlin 2009, ISBN: 978-3-9814296-0-2, S. 77–78.
Links
- http://www.schattenriss.net (de)
- http://www.vbkth.de/ (de)
- Deutsches Historisches Museum_Boheme und Diktatur (de)
- Staatl.Museum Schwerin_Mail Art Sammlung (de)
- East European Mail Art (en)
- Interview_Mail Art (en)
- Thüringer Künstlerverband_VBK (de)
- PING-PONG: Birger Jesch und Jürgen O. Olbrich – Die Bilanz einer 25jährigen Künstlerfreundschaft (de)
- Birger Jesch – ein Künstlerporträt (de). Ein Film von Alexandra Janizewski und Johannes Romeyke (2008).
- Postkunst in Erfurt, 2014 (de)
[…] und Skulpturen/Plastiken. Eine Auswahl von Exponaten aus dem Schweriner Mail Art-Archiv (Huber, Jesch, Manigk, Rehfeldt, Wolf-Rehfeldt) zeigt, dass über das Netzwerk der Mail Art eine […]
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[…] wegen seines Ausreiseantrags verhaftet wurde. Er korrespondierte auch mit Robert Rehfeldt und Birger Jesch. 1981 besuchte er – ein einziges Mal – die DDR zu seiner Ausstellungseröffnung in der […]
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[…] Als er 1981 auf dem Weg nach Polen einen zweistündigen Abstecher nach Dresden wagte, begegnete ihm Birger Jesch bei einem illegalen Künstlertreffen. Seit 1984 erfüllt Jürgen O. Olbrich Lehraufträge im In- […]