Wechselausstellung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig
29. November 2019 bis 26. Juli 2020
Auf der Suche nach Freiräumen entwickelten Kunstschaffende, Intellektuelle, aber auch Jugendliche alternative Lebenskonzepte und Gestaltungsmöglichkeiten: Sie besetzten leerstehende Wohnungen und Fabrikgebäude, die sie als Ateliers oder Probenräume nutzten und zu selbstbestimmten Orten einer „zweiten Öffentlichkeit“ machten. So fanden zahlreiche Konzerte und Lesungen im privatem Umfeld statt, aber auch öffentliche Institutionen wie Kulturhäuser wurden „unterwandert“ und von der alternativen Szene für Ausstellungen oder Performances genutzt.
Einen Schwerpunkt der Ausstellung bilden Künstlerzeitschriften aus dem Bestand des Museums, die als „Samisdat“ im Selbstverlag jenseits der Zensurwege der DDR als Kleinstauflagen gestaltet und verteilt wurden. Künstlerische Mail Art-Projekte – Postkartenkunst als „Fenster zur Welt“ – waren ebenfalls eine Alternative zum offiziellen Kulturbetrieb mit seinen reglementierenden Vorgaben.
Beispielhaft werden anhand von Ausstellungsplakaten, Originaldokumenten und Fotografien Leipziger Orte einer selbstbestimmten „Zweiten Öffentlichkeit“ dargestellt, in denen Kulturakteure gemeinsam intermediale Projekte und Lesungen mit systemkritischen Autoren realisierten. Verschiedene musikalische Strömungen wie experimentelle Kompositionen, das Freejazz-Festival in Peitz, Straßenmusik, Punkkonzerte der Jugendsubkultur und die vielfältigen Beziehungen der Akteure zueinander ergänzen den musikalischen Aspekt von Kunst und Protest im letzten Jahrzehnt der DDR.
Deutsche Nationalbibliothek
Deutscher Platz 1
04103 Leipzig